„Casablanca“, „Der King vom Prenzlauer Berg“, „Aus der Ferne“, „Unter der Haut“, „Glastraum“, „Mir wird kalt dabei“, „Wand an Wand“, „Berlin (z.B. Susann)“, „Amerika“, „Flieg ich durch die Welt“, „Weil die Erde eine Kugel ist“, „Tamara“, „Sommerherzen“, „Für immer jung“, „Marias Worte“, „Das Blut so laut“ und nicht zuletzt „Am Fenster“ – die Songs dieser Band lesen sich wie deutsche Rockgeschichte. Sie werden als Institution, Rocklegende und Kultband gehandelt. Doch den Musikern selbst geht es um Rock’n’Roll und Glaubwürdigkeit, um große Themen und kleine Geschichten. Die Rede ist von CITY, die 2022 ihren 50. Geburtstag feiern.
50 Jahre CITY – das sind nicht nur über 15 Millionen verkaufte Tonträger und etwa 2500 Konzerte: Gleich in der ersten Dekade liefern sie ihren Jahrhunderthit „Am Fenster“, treten als erste und einzige Ostband vor dem Mauerfall im „Rockpalast“ auf und heimsen in Griechenland sowie in der BRD Gold ein. Die Achtziger beginnen mit einem englischsprachigen Album für den internationalen Markt in Zusammenarbeit mit dem Beach Boys-Kollaborateur Jack Rieley und enden mit dem Soundtrack zur Wende – das Album „Casablanca“ wird zur „Platte des Jahres“ gewählt (die Vorgängeralben „Unter der Haut“ und „Feuer im Eis“ landen auf Platz 3 bzw. 2). Auch die dritte Dekade beginnt mit einem Paukenschlag: Als sich etliche Musiker wegen vermeintlichem Desinteresse am Sound ostdeutscher Rockbands umorientieren, bleiben CITY der Fels in der Brandung: „Keine Angst“ heißt ihr 1990er Album, gefolgt vom allerersten Best Of zum 20. Bandgeburtstag. Und sie erhalten 1997 Platin für „City I“. In den Nullern wird das Erfolgslevel gehalten, die LPs „Am Fenster 2“ (2002) und „Yeah! Yeah! Yeah!“ (2007) behaupten sich in den offiziellen Albumcharts. Die bisher letzte Dekade bildet einmal mehr die Basis für das kommende Jubiläumsjahr und umfasst sechs Top50-Alben (die Rocklegenden-Kollaborationen mitgezählt), ihr bisher letztes Studioalbum „Das Blut so laut“ prescht bis auf 16 vor. Ob die frühen Folkelemente wie bei „Am Fenster“, die markanten Keyboardsounds der Achtziger oder der Minimalismus einiger Songs jüngeren Datums – jeder Ton ist unverkennbar CITY. Ihre Songs, die schon von Max Herre, Scooter oder Matthias Reim gecovert wurden, funkeln in verblüffender Reinheit bis heute, ohne dass der scharfe Zahn der Zeit sie ankratzen konnte.
Was weiterhin gilt: CITY sind keine Altherrenriege. Sie haben sich das Feuer der Anfangsjahre bewahrt. Es wäre legitim gewesen, sich auf den frühen Erfolgen auszuruhen, auch Oldiebands können glücklich sein. Doch das ist keine Option für CITY. Es gab Höhen und Tiefen in der Bandgeschichte, aber niemals Stillstand. Nach wie vor wühlen sie in den Herzen der Fans von damals und bei den gar nicht wenigen Neuinfizierten der letzten Jahre hohe emotionale Wogen auf. Sicher sind sie reifer geworden, doch keineswegs leiser.Auch das Jubiläumsjahr wird ein lautes: Es wird ein aktuelles Album mit durchweg neuen Songs geben (auf einer Bonus-CD werden Kollegen wie Silly, Maschine oder Matthias Reim die CITY-Klassiker interpretieren), der MDR dreht eine Doku und wird ein Jubiläumskonzert mitschneiden (neben der TV-Ausstrahlung wird es auf DVD veröffentlicht), eine neue Bandbiografie erscheint und nicht zuletzt werden CITY auf den Brettern stehen, die ihnen ihre Welt bedeuten. Toni Krahl, Fritz Puppel, Georgi Gogow und Manfred Hennig beginnen das Livejahr mit sieben Rock Legenden-Shows, seit bald zehn Jahren zweifelsohne ein Trade Mark des hiesigen Konzertuniversums (2022 zusammen mit Silly und Maschine + Band). Ein weiterer Höhepunkt ist das Konzert am 23. Juli 2022 in der Berliner Parkbühne Wuhlheide mit den Berliner Symphonikern und Gästen. CITY in Begleitung eines Orchesters – abgesehen von der Teilmitwirkung bei den Ostrock Klassik-Events vor über zehn Jahren – hat es so noch nicht gegeben.
Dort und auf zahlreichen, weiteren Konzerten werden CITY 50 Jahre Revue passieren lassen, die großen und kleinen Hits sowie die persönlichen Lieblingslieder spielen. Und sie werden an ihren im Mai 2020 verstorbenen Schlagzeuger Klaus Selmke erinnern, mit dem sie so gern gemeinsam über die Ziellinie hinausgekommen wären. Sein zu früher Tod ist zweifelsohne der herbste Schlag in der CITY-Geschichte.
Bei aller Euphorie zu den geplanten Geburtstagsaktivitäten gibt es auch einen Wermutstropfen. Sowohl Tour als auch Album heißen „Die letzte Runde“ und sie wird es auch sein: CITY verabschieden sich im Jubiläumsjahr von ihren Fans und Wegbegleitern. Das allerletzte CITY-Konzert (und damit Pflichttermin) findet am 30.12.2022 in der Berliner Mercedes-Benz Arena statt.
Vergessen werden wir CITY allerdings nie. Einmal wissen, dieses bleibt für immer!